Newsletter zur evidenzbasierten Selbstmedikation erreicht nicht die Apotheken

Hamburg, 09. Oktober 2020 – Eine kürzlich publizierte Umfrage unter den Nutzern der EVI-News, dem Newsletter mit Informationen zur evidenzbasierten Selbstmedikation der ABDA, zeigt, dass dieser in der derzeitigen Form den Auftrag nicht erfüllt, der sich aus dem entsprechenden Beschluss des deutschen Apothekertages 2014 ergibt. Dies bestätigt die gleichlautende Kritik des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP).

Die im Juli publizierte Umfrage aus dem Jahr 2018 unter den Nutzern der EVI-News dokumentiert, dass der Newsletter der ABDA mit Informationen zur evidenzbasierten Selbstmedikation nur einen geringen Anteil seiner Zielgruppe erreicht [https://doi.org/10.1007/s11096-020-01100-6]. So hatte der Newsletter zur Zeit der Untersuchung, 14 Monate nach der ersten Ausgabe, nur knapp 2000 Abonnenten bei rund 52.000 Pharmazeutinnen und Pharmazeuten in etwa 20.000 Apotheken. 81 bis 95 % der Befragten bewerten zwar die Inhalte der einzelnen Newsletter-Kapitels als nützlich, die Repräsentativität der Stichprobe ist allerdings zweifelhaft, da nur 9 % der Nutzer an der Umfrage teilnahmen. Es fällt auf, dass immerhin 43 % die Integration des Newsletter-Lesens in die alltäglichen Arbeit als schwierig empfinden. Als Gründe für die mangelnde Praktikabilität werden vornehmlich „Newsletter-bezogene“ Gründe sowie Zeit- und Personalmangel genannt. Um die Attraktivität des Newsletters zu erhöhen, empfehlen die Autoren, in der Apothekerschaft das Bewusstsein für die Notwendigkeit der evidenzbasierten Pharmazie zu erhöhen, bspw. durch Integration in die Fortbildung und durch entsprechende Kampagnen der Berufsorganisationen. Aus dem Munde der Macher des Newsletters klingen solche Vorschläge wie Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Engagements der ABDA.

Der VdPP hatte bereits 2018 neben inhaltlichen Punkten kritisiert, dass er den EVI-Newsletter nicht als sinnvolle Umsetzung des durch ihn mitinitiierten und vom Apothekertag 2014 beschlossenen Antrags ansieht. Ziel war es vielmehr, nach und nach eine Datenbank aufzubauen, die schnell und in die Arbeitsabläufe eingebettet Hilfe für häufig auftretende Beratungsfragen bietet. Idealerweise wären die Informationen über die Apothekensoftware abrufbar und mit den entsprechenden Produkten verlinkt. Das kann ein Newsletter naturgemäß nicht leisten, wird doch der Zugang zu den EVI-News zudem durch ein Log-In System erschwert.

Der VdPP fordert, die Informationen zur evidenzbasierten Selbstmedikation praxistauglicher zu gestalten, also den Apothekerinnen und Apothekern in der Offizin in leicht zugänglicher Form zur Verfügung zu stellen, will man sicherstellen, dass diese auch genutzt werden.

Hintergrund

Der Deutsche Apothekertag hat 2014 beschlossen, dass für die in der Selbstmedikation am häufigsten abgegebenen OTC-Arzneimittel die Evidenz zu Nutzen und Schaden aufgearbeitet wird und in praxistauglicher Form der Apothekerschaft zur Verfügung gestellt werden. Im Beschluss und der Begründung wurde angeregt, diese Aufgabe federführend der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) zu übertragen und die Ergebnisse in die ABDA-Datenbank zu integrieren. Im Januar 2017 wurde ein entsprechendes Projekt von der ABDA an die Abteilung Klinische Pharmazie der Universität Leipzig in Kooperation mit dem dortigen Zentrum für Arzneimittelsicherheit (ZAMS) vergeben. Seit Mai 2017 erscheint monatlich der von dort herausgegebene, kostenfreie Newsletter EVI-News. Die einzelnen Artikel sind für angemeldete Benutzer über eine Datenbank recherchierbar.

 

Ansprechpartner:

Daniel Fleer

VdPP Vorstand

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Über den VdPP e.V.

 

Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten besteht seit Juni 1989. Im VdPP sind KollegInnen organisiert, die sich mit der jetzigen Situation im Gesundheitswesen nicht abfinden möchten.

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  • Evidenzbasierte Pharmazie
  • Demokratisierung des Gesundheitswesens und der Standesorganisationen
  • Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen
  • Stärkung des Verbraucherschutzes und der Patientenbeteiligung im Gesundheitswesen
  • Zugang aller Menschen weltweit zu einer ausreichenden Arzneimittelversorgung
  • Begrenzung der Marktmacht der pharmazeutischen Industrie

 

 

 

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