Pharmazeutische Dienstleistungen - die Chancen nicht verspielen
Pressemitteilung vom 31.5.2021
Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) begrüßt ausdrücklich die Erweiterung des Spektrums der neuen Pharmazeutischen Dienstleistungen in Apotheken, wie es das Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) vorsieht. Er warnt aber in einem heute veröffentlichten Positionspapier davor, die Chancen für die Patient:innen und auch für den Berufsstand zu verspielen, wenn die Schwerpunkte bei der Einführung finanzierter Pharmazeutischer Dienstleistungen nicht richtig gesetzt würden. Die Ergebnisse der im VOASG vorgesehenen Verhandlungen zwischen Deutschem Apothekerverband und GKV-Spitzenverband müssen zu bedarfsgerechten, patientenorientierten und evidenzbasierten Pharmazeutischen Dienstleistungen führen, die in Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten, insbesondere mit Pflegefachkräften und Ärzt:innen, entwickelt werden. Gelingt dies nicht oder nur auf einem qualitativ niedrigen Niveau, wäre diese Chance vertan – möglicherweise auch auf längere Sicht.
Der VdPP bekräftigt im Positionspapier seine bereits am 25. April 2019 veröffentlichte Stellungnahme:
- Bei der Einführung weiterer und zusätzlich von der GKV finanzierter Pharmazeutischen Dienstleistungen muss die fortlaufende Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) eine zentrale Rolle spielen.
- Für alle neuen Dienstleistungen aus der Apotheke muss ihr patientenorientierter Nutzen belegt sein.
- Patientenorganisationen sind bei der Ausgestaltung der Pharmazeutischen Dienstleistungen zu beteiligen.
- Die spezifisch pharmazeutischen Handlungsoptionen müssen mit ärztlichen und pflegerischen Kompetenzen zusammengeführt werden, damit ein gemeinsam entwickeltes und abgestimmtes Medikationsmanagement umgesetzt werden kann.
- Pharmazeutische Dienstleistungen sind wissenschaftlich zu evaluieren.
Ergänzend verweist der VdPP darauf, dass zunächst die wesentlichen Gefahren für die AMTS mithilfe von Pharmazeutischen Dienstleistungen angegangen werden müssen: Nach den bisherigen Erkenntnissen aus nationalen und internationalen AMTS-Projekten profitieren insbesondere multimorbide, geriatrische oder geschwächte Patient:innen mit Multimedikation von solchen Dienstleistungen, insbesondere wenn sie dort erbracht werden, wo sie besonders dringlich sind, also in Alten- und Pflegeheimen sowie ambulant in der Häuslichkeit bei nicht mobilen Betroffenen.
Der VdPP kritisiert die im VOASG angelegte Verknüpfung der Pharmazeutischen Dienstleistungen mit dem Ziel einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch Präsenz-Apotheken, wie dies im Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) festgeschrieben wurde. Die flächendeckende Versorgung ist keine Aufgabe der Beitragszahler der Krankenkassen, sondern eine Aufgabe der Daseinsvorsorge des Staates. Die derzeit in vielen Ländern und auch vereinzelt in der Bundesrepublik erprobten Primärversorgungsmodelle sind zukunftsweisende Lösungen, die bei der Diskussion um die Weiterentwicklung des Apothekenwesens in der Fläche und in sozial benachteiligten Stadtvierteln / Ortschaften berücksichtigt werden müssen.
Der VdPP appelliert an die Verhandlungsführer der Apothekerschaft und der GKV, bei der Einführung der zusätzlichen Pharmazeutischen Dienstleistungen darauf zu achten, dass pharmazeutische Kompetenzen vordringlich dort finanziell vergütet werden, wo sie dringend gebraucht werden und den Betroffenen mehr Gesundheit und Lebensqualität ermöglichen.
An den Gesetzgeber appelliert der VdPP, die rechtlichen Möglichkeiten und die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, damit die flächendeckende Arzneimittelversorgung über Präsenz-Apotheken im Sinne einer Primärversorgung weiterentwickelt wird.
VdPP -Vorstand
Ansprechpartner:
Sabine Hensold, Pressestelle VdPP, Tel. 0163-1469696, E-Mail: presse@vdpp.de
Esther Luhmann, VdPP-Vorstandsreferentin, Tel. 0176-20839802, E-Mail: referentin@vdpp.de
Mehr Informationen unter www.vdpp.de
Über den VdPP e.V.
Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten besteht seit Juni 1989. Im VdPP sind Kolleg:innen organisiert, die sich mit der jetzigen Situation im Gesundheitswesen nicht abfinden möchten.
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