Buchbesprechung: Frauen in der Pharmazie
G. Beisswanger, G. Hahn, E. Seibert, I. Szász, C. Trischler
Frauen in der Pharmazie - Die Geschichte eines Frauenberufes
Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 2001, 128 Seiten,
ISBN 3-76922-905-3, 19,80 Euro
Frühjahr 2002
von Anke Heinig
Auch wenn noch heute Apothekenleiterinnen, die einen Praktikanten einstellen, damit konfrontiert werden, dass dann manche KundInnen lieber vom "Chef" beraten werden wollen: der hohe Frauenanteil in Apotheken wird weithin als selbstverständlich betrachtet. Wie es zu dieser Entwicklung kam, erzählen Gabriele Beisswanger, Gudrun Hahn, Evelyn Seibert, Ildikó Szász und Christl Trischler. Die Geschichte ihres Buches ist ungewöhnlich: Zehn Jahre der Beschäftigung mit einer bis dahin so gut wie nicht erforschten Materie vergingen von den ersten Ideen über die Ausstellung "Ohne und mit akademischen Weihen - Frauen in der Apotheke" zum Apothekertag 1999 in Leipzig bis zum Erscheinen des Buches im vergangenen Jahr. Ob soviel Ausdauer, Kooperationsfähigkeit und Hartnäckigkeit typisch weiblich sind?
Der alte Streit um "typisch männliche" und "typisch weibliche" Berufe wird natürlich auch thematisiert: im letzten Kapitel gibt es dazu einen Ausflug in die Berufssoziologie.
Bis dahin erfahren die Leserinnen (und hoffentlich auch zahlreiches Leser) vieles über die Vorgängerinnen der heutigen Apothekerinnen, PTA und PKA (es ist ein großes Plus, dass auch die letzten beiden Gruppen berücksichtigt werden): angefangen von den heilkundigen Frauen der griechisch-römischen Antike über die Hausmütter und Schlossapothekerinnen des 16. und 17. Jahrhunderts und die Klosterapothekerinnen bis hin zu den Vorkämpferinnen für das Frauenstudium an der Wende zum 20. Jahrhundert. Breiten Raum nehmen das Ringen um die Öffnung des Pharmaziestudiums für Frauen ein und die Schwierigkeiten, mit denen die ersten Apothekerinnen zu kämpfen hatten: in Apotheke, Universität und bei dem Bestreben, selbstständig eine Apotheke zu leiten.
"Ganz nebenbei" erfährt man auch einiges über die pharmazeutische Ausbildung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und über die Berufstätigkeit der Frau während des Nationalsozialismus und in der DDR (letzteres, wie ich aus eigenem Erleben sagen kann, eine sehr treffende und differenzierte Schilderung).
Dass die Ausführungen nicht nur informativ, sondern auch gut und spannend zu lesen sind, liegt zum einen an der ansprechenden Gestaltung des Buches mit kurzen Kapiteln, zahlreichen aussagekräftigen Fotos und Dokumenten und zum anderen an der Verbindung der allgemeinen Ausführungen mit kurzen Lebensbildern, in denen die jeweiligen Entwicklungen anschaulich werden und die zugleich heute weitgehend unbekannten Pharmazeutinnen ein Denkmal setzen.
Für alle, die die Einordnung der pharmazeutischen Berufe als "typische Frauenberufe" nicht einfach unreflektiert hinnehmen möchten, aber auch die einfach mal wieder ein gut lesbares und schönes pharmaziehistorisches Buch lesen möchten, ist "Frauen in der Pharmazie" ein guter Kauf- oder Schenktipp.
Abgedruckt im Rundbrief 55
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