Nachlese zum Apothekertag 2007

Herbst 2007

von Katja Lorenz

 

Diesmal also Düsseldorf statt Köln!

Ich war wiederum als Delegierte der Fraktion Gesundheit in der Apothekerkammer Berlin dabei, in den Pausen jedoch auch als Referentin des Vorstandes unseres Vereins unterwegs. Schließlich hatte ich einiges zu bewerben. Pünktlich zum Apothekertag hatten wir den Sonderrundbrief, eine Art “Best of” der letzten Ausgaben, fertiggestellt. Außerdem galt es, die Ankündigung des Herbstseminars unter die interessierte Öffentlichkeit zu bringen.

 

Mit diesen Dingen im Gepäck ergaben sich einige gute Gespräche am Rande, zum Beispiel mit Sina Heintz, der Präsidentin des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), die in einem der Arbeitskreise auf dem Podium saß. Ein absolutes Novum. Endlich werden von der ABDA auch die Studierenden ernst genommen.

 

Noch etwas Neues gab es gleich zu Beginn. Im Rahmen der politischen Grußworte gab es einen Beitrag der Linken. Frau Dr. Bunge, wohl eher als Vorsitzende des Gesundheitsausschusses eingeladen, machte aber gleich klar, dass sie auch als Mitglied der Linken sprechen wird. Sie hat mit ihren klaren Positionen wohl manche/n in Erstaunen versetzt. So wie auch Herr Bahr von der FDP, er allerdings mit anderen Vorzeichen. Die FDP – sonst gern Verfechterin des freien Heilberufes und deshalb bei der Apothekerschaft gern gesehen – sorgte nun mit den Aussagen, dass ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln keine politische Mehrheit finden würde, für Unruhe im Saal. Auch ist die Position der Partei zum Fremd- und Mehrbesitzverbot keineswegs mehr klar.

 

Hauptthema des Apothekertages war die wirksame Darstellung des Mehrwertes der inhabergeführten Apotheke gegenüber Politik und Bevölkerung. Dazu gab es zwei Arbeitskreise. Wie ich schon im letzten Jahr berichtete, halte weder ich die Bezeichnung, noch die Struktur an sich für besonders glücklich. Es hat immer eher etwas von einer Fortbildungsveranstaltung, die allerdings interessant war. Trotzdem sind die Arbeitskreise für eine wirkliche breite Diskussion der aktuellen Probleme nicht geeignet und eher wie Vehikel für die Bearbeitung der Anträge, die aus den Kammern und Vereinen gestellt werden. In diesem Jahr gab es nach meiner Zählung nur einen Antrag, der von einer Gruppe von KollegInnen gestellt wurde. Das hat sicher mit der Auflösung des Forum Leipzig zu tun. Es fehlt eine kammerübergreifende Zusammenarbeit. Sicher gibt es Leitanträge, die aus ähnlich lautenden Anträgen verschiedener Kammern/Vereine formuliert werden. Aber das geschieht aus meiner Sicht auf der ABDA-Ebene, wenn dort die eingegangenen Anträge besprochen werden.

 

Es gab zahlreiche Anträge, mit oft auch rein proklamatorischem Charakter. Meine persönlichen Lieblingsanträge (abgesehen von unserem!) drehten sich um die Mitwirkung der ApothekerInnen bei der Palliativbetreuung. Zur Begründung kann man natürlich die demografische Entwicklung heranziehen, oder den im GKV-WSG festgeschriebenen Anspruch auf ambulante palliative Versorgung. Man kann sich aber auch unabhängig davon den Apothekenalltag vergegenwärtigen: Im Studium haben wir dazu nichts gelernt, wollen aber Heime versorgen und Angehörige beraten. Es ist dringend notwendig, dass wir uns hier Wissen aneignen. Dass wir in der Prävention mittun wollen, ist inzwischen allgemein anerkannt. Uns aber auch am Ende einzubringen, eher nicht. Stattdessen wurde diskutiert, dass wir doch schon so viele Zusatzbezeichnungen/Zertifikate hätten und nun nicht noch eines brauchten. Eine Aus-, Fort- und Weiterbildung auf diesem Gebiet finde ich mindestens genauso wichtig wie den Erwerb der Zusatzbezeichnung “Ernährungsberater/in”!

 

Mein persönliches Highlight war natürlich die Annahme des Antrages zur Selbstmedikation. Tja, Newsletter-LeserInnen wissen jetzt mehr: Im vdpp-aktuell war er nämlich bereits im Wortlaut zu lesen. Hätten wir eure E-Mail-Adresse, könntet ihr auch in diesen Genuss schnellerer Information kommen! (Zum Weg der Antragstellung verweise ich an dieser Stelle auf das Grußwort in diesem RB.)

 

Kurzzeitig bestand die Gefahr, dass er in einen Ausschuss verwiesen würde.

Ein entsprechender Antrag war mit Verweis auf die (angeblich) falsche Begründung gestellt worden, konnte jedoch abgeschmettert werden. Mit Unterstützung mehrerer KollegInnen, u. a. auch der BAK-Präsidentin Frau Linz gelang die Annahme mit großer Mehrheit.

 

Und so lautet er:

 

 

Antrag zum Deutschen Apothekertag 2007


Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker beauftragt die ABDA, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die wirksame Instrumente zur Beobachtung des Selbstmedikationsmarktes entwickelt. Dabei sollen insbesondere Möglichkeiten zur Bewertung von Nutzen, Risiko, Risikominimierung der Präparate und zur Verbesserung der Transparenz gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern gefunden werden.

Nur so kann es gelingen, den apothekenspezifischen Bereich der Selbstmedikation im Sinne der Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes mit dem vorhandenen pharmazeutischen Sachverstand zu überwachen und zu steuern.

 

Begründung:

Repräsentative Umfragen belegen in aller Regel großes Vertrauen der Bevölkerung in die Offizin-Apotheke und damit in deren Kompetenz in der Beratung und der Rezepturherstellung. Auf der anderen Seite geben Testkäufe, Ringversuche sowie die drohende weitere Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes Anlass zur Sorge um die gegenwärtige und zukünftige Funktion des Apothekers als Heilberufler.

Die Verantwortung der Apothekerschaft hat – spätestens seitdem die nichtverschreibungspflichtigen Arzneimittel bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht mehr von den Kassen erstattet werden – im Bereich der Selbstmedikation enorm zugenommen.


Aus Sicht der Verbraucher ist eine fundierte Information zu nichtverschreibungspflichtigen Arzneimitteln notwendig, weil es für diesen Bereich keine institutionalisierte Risikoüberwachung gibt. Die Werbung für Arzneimittel informiert nur einseitig, dem gegenüber stehen nur wenige kritische Informationsquellen zur Verfügung. Die Verbraucher müssen ihre Produktauswahl aber aufgrund von transparenten und objektiven Informationen bestimmen können, denn Arzneimittel sind eine besondere Ware.


Den Trumpf der individuellen Beratungskompetenz dürfen wir uns nicht aus der Hand nehmen lassen. Die Bedeutung einer transparent an der eigenen Qualität arbeitenden Apothekerschaft kann daher nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Sie kann den Erwartungen der Bevölkerung (und auch der Gesundheitspolitik) nur dann gerecht werden, wenn sie selbst für diese Transparenz und eine offene Diskussion über Nutzen und Risiken der Selbstmedikation sorgt.

 

 

Zum Schluss noch etwas aus dem Kapitel “Manchmal ist es nützlich, ApothekerIn zu sein”. Als wir am Freitagabend erschöpft vom ärgerlichen und unprofessionellen Gewaltmarsch Herrn Kellers durch die letzten Stunden, Platz in einem Restaurant im Medienhafen suchten und bereits mehrfach abgewiesen worden waren (es war einfach alles voll!), antwortete meine Kollegin auf den Hinweis, wir hätten doch reservieren müssen, das wäre nicht gegangen, wir wären nur zum Apothekertag in der Stadt. Darauf räumte der Kellner uns einen wunderbaren Tisch frei, erkundigte sich mehrfach nach unserem Wohlbefinden - Die Auflösung: der Mann war Pharmaziestudent.

 

 

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TERMINE

 

07. Oktober, online

Pharmacists for Future (Ph4F) 

 

18. November, online

VdPP-Vorstandssitzung 

 

04. November, online

Pharmacists for Future (Ph4F) 

 

 

25. November, online

VdPP-BPhD-Seminarreihe zu "Pharmazie und Planetary Health"

 

02. Dezember, online

Pharmacists for Future (Ph4F)

 

02. Dezember, online

VdPP-BPhD-Seminarreihe zu "Pharmazie und Planetary Health"

 

09. Dezember, online

VdPP-BPhD-Seminarreihe zu "Pharmazie und Planetary Health"

 

16. Dezember, online

VdPP-BPhD-Seminarreihe zu "Pharmazie und Planetary Health"