Einladung Sarrazins zur Pharmacon 2011
VDPP Stellungnahme
Mai 2011
„Apothekerschaft, quo vadis?“
Mit Unverständnis und Empörung hat der Verein Demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VDPP) zur Kenntnis genommen, dass die Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker mbH (eine Tochtergesellschaft der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) Thilo Sarrazin auf dem Kongress Pharmacon Meran 2011 am 29. Mai mit einem 75-minütigen Festvortrag zum Thema „Deutschland, quo vadis – Wege und Auswege“ eine Plattform für seine ausländerfeindlichen und rassistischen Thesen geben will.
Nach unserer Auffassung ist Sarrazin nicht geeignet, Wege oder Auswege für Deutschland aufzuzeigen. Seine Vorschläge sind Sackgassen, die rechtsextremem Gedankengut Vorschub leisten, falsche Fronten aufbauen statt Lösungen anzubieten und Missgunst und Zwietracht säen.
Der Apothekerberuf ist ein Heilberuf, der dazu da ist, Menschen zu helfen –ungeachtet ihrer Herkunft, Hautfarbe und Religion. Ohne ein humanistisches Weltbild ist jeder heilberufliche Anspruch eine Farce. Sarrazins Weltbild ist jedoch zutiefst antihumanistisch. Ihm eine Plattform auf dem wichtigsten Fortbildungskongress der deutschen Apothekerschaft zu geben, würde dem Ansehen der Apotheker schweren Schaden zufügen.
Gregor Ulrich, Geschäftsführer der Werbe. und Vertriebsgesellschaft, ließ verlauten, dass die Einladung davon unabhängig sei, ob man die Auffassungen des Referenten teile, sondern nur voraussetze, dass der Eröffnungsredner die öffentliche Debatte geprägt habe. Wo ist die Haltelinie, ab der die Apotheker sagen: Von hier an geben wir Menschen keine Plattform mehr zur Verbreitung ihres Gedankenguts? Wir meinen, diese Linie ist bei Sarrazin überschritten. Seine Thesen decken sich in vielen Punkten mit denen der NPD. Die ABDA ist als politische Organisation, gesundheitspolitischer Player und Repräsentantin der Apothekerschaft in der Öffentlichkeit. Sie hat auch eine Mitverantwortung für das Bild der Apothekerschaft und die politische Kultur in Deutschland.
Wir fordern die ABDA und die Werbe- und Vertriebsgesellschaft auf, Herrn Sarrazin umgehend auszuladen. Wir als Zusammenschluss von Apothekerinnen und Apothekern möchten nicht mit der menschenverachtenden und destruktiven Polemik Sarrazins in Verbindung gebracht werden.
Der Vorstand des VDPP
Bernd Rehberg Thomas Schulz Florian Schulze Jana Böhme
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