Sozialpharmazie international

Bericht zum 18. International Social Pharmacy Workshop in Boston

Oktober 2014

 

Der International Social Pharmacy Workshop (ISPW) ist eine alle 2 Jahre stattfindende wissenschaftliche Tagung, auf der über (psycho-)soziale Aspekte des Medikamentengebrauchs in der Gesellschaft diskutiert wird. Dabei werden Aspekte der universitären sozialpharmazeutischen Forschung und die sich daraus ergebenen politischen Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme in den einzelnen Ländern kritisch untersucht. Darüber hinaus bietet der ISPW viele Möglichkeiten des Networkings, so dass die Zusammenarbeit von Einrichtungen im Gesundheitswesen stetig verbessert werden kann.1

 

Kein Beitrag aus Deutschland

 

Mehr als 20 verschiedene Nationen nahmen in diesem Jahr an dem Workshop teil. Abbildung 1 zeigt die Verteilung der mehr als 180 Beiträge auf die teilnehmenden Länder. Australien, die USA und Malaysia waren die Länder mit den meisten Beiträgen. Aus europäischer Perspektive zeigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus England, Portugal, Norwegen und Dänemark das größte Engagement, wie die Auswertung der im Internet frei zugänglichen Abstracts ergibt. Ein Beitrag aus Deutschland findet sich nicht darunter. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Professor Bryony Dean Franklin, klinische Pharmazeutin und Direktorin des „Centre for Medicines Safety and Service Quality“ in England. Die Patientensicherheit und die Zusammenarbeit zwischen Patient und Apotheker standen im Mittelpunkt ihres Vortrags.

 

 

Abb. 1: Sozialpharmazie international: Anteil einzelner Länder an den Beiträgen des International Social Pharmacy Workshop 2014 in Boston, Massachusetts

 

Zentrales Thema: Versorgung der älteren Bevölkerung

 

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels in den westlichen Ländern war die Arzneimittelversorgung der immer älter werdenden Bevölkerung und die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen ein zentrales Thema in den Workshops und Postersessions. Ein interessantes Beispiel findet sich im Poster von Prof. Dr. Anna B. Almarsdóttir von der University of Southern Denmark aus Dänemark. Ihr Ziel ist es, ein Entscheidungsunterstützungssystem zusammen mit geriatrischen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten und geeigneter Software zu erarbeiten, um die Arzneimitteltherapie bei älteren Menschen zu optimieren. Dr. Jason Perepelkin von der University of Saskatchewan aus Kanada ging in seinem Poster auf die Wichtigkeit der beteiligten Pharmazeutinnen und Pharmazeuten am Medikationsprozess in Form von „Medication Reviews“ ein. So würden Medikationsfehler erkannt und könnten schneller behoben werden.

 

In anderen Beiträgen wurde die große Bedeutung der Patientensicherheit, eng verbunden mit der Pharmakovigilanz und evidenzbasierter Medizin, thematisiert.

 

Interprofessionelle Bildung verbessern

 

International gibt es große Unterschiede in der Ausbildung von Pharmaziestudierenden. Ziel sollte es sein, die Ausbildung zu verbessern und dabei verstärkt Aspekte der Patientensicherheit zu berücksichtigen. Während des Studiums sollte auch schon auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit besonders zwischen Apothekerinnen/Apothekern und Ärztinnen/Ärzten, aber auch mit anderen Berufen aus dem Gesundheitssystem hingearbeitet werden. Wie wichtig die interprofessionelle Bildung (IPE: Interprofessional Education) ist, hob Dr. Sion Coulman von der University of Cardiff aus Wales in seinem Beitrag (Titel: „Therapeutics and prescribing interprofessional education (IPE). Medical and pharmacy students working and learning Together“) hervor.

 

Weitere Themen waren die Gewährung und Einhaltung der Adherence/Compliance, die Chancen und Hindernisse der sozialen Medien und des Internets zur Erhöhung der Patientensicherheit. Auch einige spezielle pharmakologische Themen, wie die Betreuung von Diabetes-Patienten und von depressiven Patienten, sowie der globale Einsatz von Antibiotika, wurden diskutiert.

 

Den Großteil der Beiträge präsentierten wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitäten. Aber auch Lehrkräfte von Colleges oder Schools of Pharmacy zeigten Früchte ihrer sozialpharmazeutischen Forschung. Dabei kamen die Referentinnen und Referenten fast ausschließlich aus der Pharmazie oder der Medizin.

 

Auch wenn es sich beim ISPW um eine wissenschaftliche Tagung handelt,  beteiligten sich von den mehr als 150 Referentinnen/Referenten auch sechs Vertreterinnen und Vertreter von fünf anderen nichtuniversitären Institutionen, z. B. aus einer europäischen Zulassungsbehörde, einer Sozialversicherungsanstalt, einem Krankenhaus und einem Zentrum zur Anwendung und Sicherheit von Arzneimitteln.

 

Im Jahr 2016 wird der nächste ISPW in Aberdeen, Schottland, stattfinden.

 

Udo Puteanus

 

 

 

Quellen:

 

Esther Luhman,

z. Zt. Pharmazeutin im Praktikum

im LZG.NRW

 

1 https://www.neurxce.org/root/static/registration/index.html, über die Unterseite „Schedule of Events“ gelangt man zu den Abstracts. Zur Sozialpharmazie im Überblick: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialpharmazie 

 

 

Erschienen in Rundbrief Nr. 90

http://www.vdpp.de

TERMINE

 

07. Oktober, online

Pharmacists for Future (Ph4F) 

 

18. November, online

VdPP-Vorstandssitzung 

 

04. November, online

Pharmacists for Future (Ph4F) 

 

 

25. November, online

VdPP-BPhD-Seminarreihe zu "Pharmazie und Planetary Health"

 

02. Dezember, online

Pharmacists for Future (Ph4F)

 

02. Dezember, online

VdPP-BPhD-Seminarreihe zu "Pharmazie und Planetary Health"

 

09. Dezember, online

VdPP-BPhD-Seminarreihe zu "Pharmazie und Planetary Health"

 

16. Dezember, online

VdPP-BPhD-Seminarreihe zu "Pharmazie und Planetary Health"